Der Gabungi oder die fünf „Warums“
Es ist drei Uhr nachmittags, eine Stunde vor Schichtwechsel, und ich bin der Vorarbeiter. Auf meinem Rundgang durch die Fabrik mache ich einen Abstecher bei einem Freund von mir, der zufällig vor ein paar Tagen auf einem Seminar zum Thema „Kreative Problemlösungsstrategien“ war. Plötzlich entdecke ich eine Ölpfütze auf dem Boden. Ich wende mich an den Fließbandarbeiter, der mir am nächsten steht und raunze ihn an:
„Hey, da ist eine Öllache auf dem Boden. Wie leicht kann da jemand ausrutschen! Machen Sie das mal sauber.„
Als ich ausgeredet habe, sagt mein Problemlösungsfreund ganz ruhig: „Warum ist da eine Ölpfütze auf dem Boden?„
„Gute Frage„, entgegne ich und gebe sie an den Mitarbeiter weiter: „Wie ist das Öl dahin gekommen?“
„Der Gabungi (*) leckt“, entgegnet der Mann. Wir schauen alle zur Decke. Kein Zweifel, da ist ein sichtbares Leck am Gabungi.
„Ach so„, seufze ich. „Na gut, dann wischen Sie mal das Öl auf und anschließend reparieren Sie den Gabungi.„
Mein Freund zieht mich zur Seite und fragt leise: „Aber warum ist der Gabungi kaputt?„
„Tja, also, der Gabun-…„, sage ich und wende mich Hilfe suchend an den Arbeiter. „Warum ist der Gabungi eigentlich kaputt?„
„Die Dichtungen sind defekt„, lautet die Antwort.
„Auch das noch„, stöhne ich. „Also wischen Sie das Öl weg, reparieren Sie den Gabungi, und, äh, tun sie was wegen der Dichtungen.„
Und mein Freund fügt hinzu:“ Und warum sind die Dichtungen defekt?„
„Genau!“ sage ich. „Aus reiner Neugier – wieso haben wir eigentlich defekte Dichtungen im Gabungi?„
Der Arbeiter: „Ich habe gehört, dass der Einkauf eine Riesenmenge von diesen Dichtungen besorgt hat – und die taugen einfach nichts.„
Bevor mein Freund noch den Mund aufmachen kann, frage ich: „Und warum hat der Einkauf eine Riesenmenge davon besorgt?“
„Woher soll ich das wissen?“ entgegnet der Arbeiter und macht sich auf die Suche nach Eimer und Lappen.
Nach ein paar Telefonaten stellt sich heraus, dass seit einiger Zeit die operative Regel gilt, alles zum niedrigsten Preis einzukaufen – und daher also der Vorrat an minderwertigen Dichtungen.
(aus: Peter Senge et al: Das Fieldbook zur Fünften Disziplin, Klett Cotta)
(*) Ein Gabungi ist eine große Maschine an der Decke, die das Dingsda in das Rumsda leitet, damit es bearbeitet werden kann.
Gefunden bei www.visionintoaction.de
3 Kommentare
Das ist ein guter Anfang.
Das sieht doch schon sehr gut aus!
Der „Gabungi“ ist ein wertvoller Hinweis.
Wenn ich das nächste mal auf ein Problem stoße, dann werde ich mal gucken, was der „Gabungi“ dazu sagt :-).